Artikel von Janes Magazin
Wir sind mitunter umgeben von Menschen, die uns herausfordern und an unsere Grenzen bringen. Baha Meier-Arian stellt uns 30 solche Archetypen in ihrem neuen Buch “Charaktere des Alltags” vor. Als Gründerin und Geschäftsführerin der Privatpraxis für Business- & Charakter-Coaching für Führungskräfte ist sie mit dem Thema gut vertraut.
Im Kern sind wir zwar alle individuelle Wesen. Wer aber beispielsweise in ein fremdes Land reist, macht sich vorher auch vertraut mit den abweichenden Verhaltensweisen und Gebräuchen vor Ort. Analog tun wir uns mit schwierigen Charakteren leichter, wenn wir sie besser “lesen” und verstehen können. Das gelingt, wenn uns unsere eigenen Stärken und Schwächen bewusst sind und wir auf sicherem Boden stehen. An vier Beispielen sei dies folgend skizziert.
Manche Mütter herrschen über ihre Kinder weit in deren Erwachsenenalter hinein: Sie wissen alles besser und verhalten sich durchaus übergriffig. Warum?
Spüren Sie tiefer in diese seltsam anmutenden mütterlichen Motive hinein. Hier sind sicher verschiedene Antworten möglich, wichtig ist zunächst, dass wir uns in dieser unvoreingenommenen detektivischen Betrachtungsweise üben: Oft wollen dominante Mütter, was sie selbst nie bekommen haben: Aufmerksamkeit. Geben Sie sie ihr. Loten Sie aber ebenso Ihre Abhängigkeiten von der Mutter in sich aus, die verhindern, sie auf verträgliche Weise zu begrenzen. Kombinieren Sie beides.
Von Ihrem Chef kommt nie Anerkennung, Lob und empathisches Nachfragen? Statt frustriert und wütend zu sein, erspüren Sie auch hier das tieferliegende Motiv seines Verhaltens: Vielleicht ist er harmoniesüchtig, will keine Fehler und es so allen recht machen? Erkennen Sie das an. Dazu der klassische und nur scheinbar paradoxe Tipp: Wenn Sie keine Anerkennung bekommen – geben SIE diese dem anderen – und sich selbst! Wahrscheinlich ändert das nicht den Chef, löst aber Ihre eigene Abhängigkeit von Anerkennung auf.
Haben Sie schon einmal das merkwürdige (und letztlich falsche) Gefühl gehabt, Sie dürften den unaufhörlichen Redefluss eines Schwätzers nicht stoppen, weil dies unhöflich wäre? Der Schwätzer, selbst unhöflich, ist mit sich selbst beschäftigt und kennt die spielerische Rhythmik von Geben und Nehmen im Kontakt nicht. Er fürchtet, zu verschwinden, wenn sein um Kontakt bettelnder Monolog verhallt. Stoppen Sie ihn dennoch sanft, aber deutlich und bestimmend, wenn es sein muss. Vielleicht vergrößert sich aber auch Ihre Geduld unter empathischem Blickwinkel. Zusätzlich hilft die kleine, universell einsetzbare Zauberfrage: Was Sie da immer gerade ärgert, ärgert Sie das noch nächste Woche?
Der Narzisst liebt es, bewundert zu werden in seiner vermeintlichen Großartigkeit. Sein anfänglicher Charme kann aber schlagartig umschlagen in schockierend feindseliges Verhalten, Empathie ist ihm völlig fremd, es sei denn, er selbst hat einen Nutzen davon.
Ignorieren Sie sein unsoziales Verhalten, um es nicht zu verstärken.
Loben Sie, wenn er sich zwischenzeitlich sozial und teamfähig verhält.
Als Führungskraft muss ich ein narzisstisches Teammitglied begrenzen.
Ist meine Führungskraft, Partnerin oder Partner narzisstisch, muss mir klar sein: Ich werde sie nie verändern können. Dann ist ein Ende mit Schrecken dem Schrecken ohne Ende vorzuziehen.
Vielleicht verstehen Sie jetzt schon die Argumentation, wagen aber noch keine entsprechende Verhaltensänderung. Das ist menschlich, denn unsere aktuellen Konflikte zeigen uns zunächst unsere Grenzen und automatisierten Verhaltensweisen auf. Wenn ich mich dann wertschätze und sicher auf eigenen Grund zurückkehre, ändert sich das: Ich gewinne mein Selbstvertrauen zurück, meine emotionale Intelligenz nimmt zu. Statt zu leiden, bin ich aktiv und risikobereit. Empathie mit meinem Gegenüber auf dieser Grundlage ermöglicht mir autonome Reaktionen. Nur solche sind befreiend und ich löse mich aus destruktiven Mustern eines schwierigen Gegenübers.
Wie man dahin kommt und stets auf dem guten Weg bleibt, das vermittelt Baha Meier-Arian Ratsuchenden in ihrer Praxis und mit ihrem neuen Buch auch einem größeren Kreis von Interessierten.
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